Grau in grau
Christoph Rodatz
Kolumne
Es gibt Orte und Un-Orte, manche nennen diese auch Nicht-Orte. Es sind die Orte, die mitunter auch als Angsträume stigmatisiert sind und von Menschen gerne gemieden werden. Sie bieten keine Sitzgelegenheiten oder treten grau in grau in Erscheinung. Wenn ich an solche Orte komme, wie beispielsweise den Karlsplatz in Elberfeld, stellt sich mir die Frage, ob dieser erst über die Zeit zu einem Un-Ort geworden ist oder ob er von vornherein als reiner Durchgangsraum unbequem und unwirtlich konzipiert wurde? Wird also schon in der Planung die Ausgrenzung bestimmter Nutzungsmöglichkeiten und Personenkreise durch eine bewusst gesetzte – in diesem Fall reduzierte – Aufenthaltsqualität gestaltet?
Stadt wird gestaltet, nichts ist hier dem Zufall überlassen. Ausschüsse und Räte tagen, Beschlüsse werden gefasst, Gutachten sowie Analysen in Auftrag gegeben und von politischer und administrativer Hand ausdiskutiert und umgesetzt. Ebenso werden die schon vorhandenen Plätze nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, sie werden in Bezug auf ihre repräsentativen Funktionen, das soziale Umfeld und die mögliche Nutzung bewertet und entsprechend gepflegt, sauber gehalten und saniert.
Die Vermutung kommt also auf, dass die Entscheidung den Karlsplatz so sein zu lassen, wie er ist, eine gesetzte sein könnte. Wenn für die Einwohnerinnen und Einwohner einer Stadt die Komplexität politischer und administrativer Prozesse ein Gefühl von Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit erzeugt, dann bleiben als mögliche Alternativen Interventionen, niederschwellig gestalterische Eingriffe oder andere Formen von Aktionen auf den Plätzen, um sie temporär zu beleben. Sie können so zumindest ein wenig zu einer veränderten Befindlichkeit darauf beitragen. Das Frustrierende ist, dass nach solchen Eingriffen oftmals noch immer alles grau in grau und abweisend ist. Vielleicht aber zeigen solche Aktionen, dass hier mehr möglich ist, wenn nur der Ort ein belebter wäre, wozu eine andere und neue Gestalt dauerhaft beitragen könnte.